Deutschland bleibt einer der wichtigsten Akteure bei Immobilientransaktionen am globalen Gewerbeinvestmentmarkt. Zu diesem Schluss kommt Knight Frank in einem aktuellen Marktreport. Der deutsche Markt hat sich demnach im ersten Halbjahr zudem einem allgemeinen Negativtrend erfolgreich widersetzt.
Die COVID-19-Krise hat im ersten Halbjahr 2020 weltweit zu verhaltenen Investitionsaktivitäten bei Immobilientransaktionen geführt. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 gingen die Gesamtvolumina aller globalen, grenzüberschreitenden Transaktionen im ersten Halbjahr 2020 von 109,6 auf 91,6 Mrd. Dollar zurück. Das entspricht einem Minus von 16%. Inklusive inländischer Investitionen ging das Volumen weltweit sogar um 21% auf 320 Mrd. Dollar zurück. Das geht aus dem Report „Active Capital 2020“ der internationalen Immobilienberatung Knight Frank hervor.
Deutschland profitiert von unsicherem Umfeld
Aufgrund der pandemiebedingten Unsicherheiten konnten insbesondere beständige und sichere Investitionsstandorte wie der deutsche Gewerbeimmobilienmarkt profitieren. Deutschland ist eines der wenigen Länder, in denen das Investitionsvolumen gewachsen ist. Im zweiten Quartal 2020 beliefen sich die grenzüberschreitenden und inländischen Kapitalflüsse in den deutschen Gewerbeimmobilienmarkt auf 16,6 Mrd. Dollar. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 13,1 Mrd. Dollar und damit 27% weniger. Deutschland war damit zudem nach den USA (32,3 Mrd. Dollar) das zweitbeliebteste Ziel globaler Immobilienanleger.
Sektorenübergreifend europäischer Marktführer
Ein näherer Blick auf die einzelnen Asset-Klassen zeigt Deutschland unter den global führenden Investmentmärkten auf Rang zwei in den Sektoren Senioren- und Pflegeimmobilien, Industrie-, Einzelhandels- sowie Wohnimmobilien für inländische und grenzüberschreitende Transaktionen. Bei den Büroimmobilien belegt Deutschland Platz 3 unter den beliebtesten internationalen Investmentzielen. Auf europäischer Ebene ist Deutschland sektorenübergreifend Marktführer.
Wohn- und Pflegeimmobilien legen besonders stark zu
Die größten Zuwächse erlebten vom zweiten Quartal 2019 bis zum zweiten Quartal 2020 die deutschen Teilmärkte Wohnen mit einem Plus von 66% sowie Senioren- und Pflegeimmobilien mit einem Zuwachs von 41%. Doch selbst Büro (+11%) und Industrie (+10%) legten zweistellig zu. Den größten Anteil am deutschen Gesamtmarkt hält Wohnen mit 51%, gefolgt von Büro mit 25% und Industrie mit 9%.
Außerordentlich guter Umgang mit der Krise
„Deutschland ist bislang außerordentlich gut mit der Krise umgegangen“, kommentiert Ole Sauer, Managing Partner bei Knight Frank in Berlin. „Schnell greifende und entschlossen eingesetzte Maßnahmen wie Kurzarbeitergeld und Mietmoratorium zeigen die Effizienz, mit der die deutsche Regierung gegen einen schweren wirtschaftlichen Abschwung gesteuert hat.“ Das würden auch internationale Investoren sehen, wenn sie auf der Suche nach risikoarmen und gleichzeitig renditestarken Standorten sind. Die deutschen Teilmärkte seien zwar nicht so liquide wie beispielsweise London oder Paris, erholen sich laut Sauer jedoch bemerkenswert schnell von kritischen Einflüssen. Insgesamt bleibe Deutschland aufgrund seiner Marktstabilität und Widerstandskraft einer der attraktivsten Investitionsstandorte für globales Kapital. (mh)
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